Als Bambulab den Highspeed Drucker X1C, sowie den fast zeitgleich erschienenen P1P auf den Markt gebracht hat, gab es einen schlagartigen Ruck in der gesamten Branche. Ein Drucker, der bis zu 500mm/s drucken kann, dies mit bis zu 16 verschiedenen Filamenten gleichzeitig und dann auch noch in einer ausgezeichneten Qualität. Das hat einiges verändert.
Die Bambu Lab X1 Combo habe ich aus eigener Motivation und aus eigenen Mitteln angeschafft. Es existiert mit Bambu Lab oder einem Händler keinerlei Kooperation.
Weitere Links zu Produkten oder Onlineshops sind persönliche Empfehlungen zur Durchführung des in diesem Beitrag behandelten Projekts.
Klipper als Firmware hatte bereits eine große Community um sich gescharrt. Nahezu jeder 3D Drucker konnte auf die Alternative zu den bisher üblichen Firmwares wie Marlin, MKS oder auch ChiTu umgerüstet werden. Dazu brauchte es allerdings ein bisschen Vorbereitung der Anwender und auch gegebenenfalls hardwaretechnische Aufrüstungen an den Druckern. Das hat nicht unbedingt jeder für sich in Kauf genommen und so schloss Bambulab genau diese Lücke mit seinen Modellen.
Man bekam einen 3D Drucker, der ohne weitere Kenntnisse aufgebaut, eingerichtet und so benutzt werden konnte, wie es bereits Voron Jünger oder eben auch Besitzer eines auf Klipper umgerüsteten Druckers taten. Die Firmware der Bambulab Drucker ist zwar proprietär aufgebaut und unterliegt einer closed Source, was bedeutet, lediglich der Hersteller selbst kann Erweiterungen einbauen und man ist abhängig von einer kontinuierlichen Pflege der Software des Herstellers. Allerdings stört mich das persönlich nicht, da die Bambulab Drucker, hier speziell der X1C auch mit der ersten Revision seiner Firmware von Anfang an gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt hat. Was genau sollte man selbst ändern, wenn doch der Bedarf zu gut 100% gedeckt ist.
Hier gibt es sicherlich auch andere Meinungen zu, aber für mich passte beim X1C von Anfang an alles zusammen. Das Gesamtpaket aus einem wirklich gut entwickelten Slicer, dem Bambu Studio, basierend auf dem etablierten und gut gepflegten PrusaSlicer, der nahtlosen Integration einer großen Community Seite Makerworld zum frustfreien Download von 3D Modellen und den einwandfrei gepflegten Profilen aller Bambulab Drucker in allen Konfigurationen im Slicer, haben mich den Kauf nie bereuen lassen.
Ich bin zwar erst ein gutes Jahr nach Marktstart auf den Zug aufgesprungen, war aber direkt angefixt. Meine vorherigen, doch eher ernüchternden Versuche mit Klipper an z. B. einem Anycubic Predator oder einem TwoTrees Sapphire Plus waren direkt vergessen und ich habe mich letztlich ein wenig geärgert, so viel Zeit und Geld in den jeweiligen Umbau gesteckt zu haben.
Das mag durchaus auch an meinen Fähigkeiten und an meinen Kenntnissen im Bereich Klipper gelegen haben, aber in letzter Instanz bin ich Anwender. Daher nehme ich es auch gerne an, wenn mir ein Hersteller bereits alles hübsch vorkonfiguriert und sich um meine Belange kümmert. Bambulab liefert regelmäßig Updates zu seinen Druckern und sie werden dadurch auch nicht schlechter.

Beim 3D Druck spricht man grundsätzlich vom sogenannten Prototyping. Modelle, welche zunächst konstruiert und in der Form des FDM Verfahrens zur Ansicht, Prüfung und als Vorlage für die spätere Fertigung dann aus anderen Materialien und Werkstoffen gefertigt werden. Da ich neben speziellen Funktionsteilen auch sehr viel Dekoprodukte fertige, die ihren Einsatz direkt aus dem 3D Drucker haben, teilweise in Kombination mit anderen Materialien, lege ich schon immer Wert auf die Qualität der Ausdrucke. Selbst wenn das gedruckte Modell eng gesehen immer noch ein Prototyp ist, soll es nicht wie ein Prototyp aussehen, sich so anfühlen oder wirken. Diesen Anspruch erfüllen die Bambulab Drucker alle, insbesondere der X1C.
Dazu kommt, dass ich eine hohe Zeitersparnis und dadurch eine höhere Produktivität bei der Erstellung der Druckdatei und auch bei der Fertigung des Modells mit dem Bambulab X1C erreiche.
Das AMS, abgekürzt für „Automatic Material System“ tut hier sein Übriges. Es bietet nicht nur die Möglichkeit eines Mehrfarbdrucks von bis zu 16 Farben an, wenn man vier dieser AMS in Reihe schaltet, sondern beherbergt pro Einheit vier Filamentrollen, die nicht mehr wie üblich offen an dem Filamenthalter des Druckers hängen. Es muss kein manueller Eingriff bei einem Farbwechsel erfolgen, man kann bis zu vier verschiedene Filamentsorten pro AMS vorhalten ohne ständig überlegen zu müssen, welche Sorte nun geladen werden soll, damit man am effektivsten damit arbeiten kann. Das ist eine große Erleichterung für alle, die oft Farben oder Sorten wechseln. Eine weitere Funktion ist das unterbrechungsfreie Drucken nachdem eine Filamentrolle aufgebraucht ist. Man kann einen Slot oder auch mehrere dazu nutzen, sobald die erste Rolle leer ist, aus dem anderen Slot weiter zu drucken. Das hat aus meiner Sicht zwei erhebliche Vorteile. Erstens kann man die Rollen nun komplett aufbrauchen und es bleibt kein ungenutzter Rest an Filament auf der Rolle, und zweitens wird durch die Einfachheit des automatischen Rollenwechsel die Zeit erheblich verkürzt, in der das Modell eventuell an der Stelle wo die Pause des Drucks entsteht zu stark auskühlen kann, so dass auch der Ausschuss an fehlerhaften Drucken minimiert wird. Gerade wenn Drucke mehrere Stunden oder sogar Tage benötigen, ist es mehr als ärgerlich, wenn dann wegen so simpler Dinge wie einem Rollenwechsel der Druck eventuell nicht mehr brauchbar zu Ende geführt werden kann.
Der Einsatz des AMS ist im Bambu Studio, ebenso bei seinen Derivaten, dem Orca Slicer oder dem Galaxy Slicer, wunderbar eingebunden und lässt sich kinderleicht bedienen.
Ein kleiner Nachteil ist vielleicht die Tatsache zu nennen, dass Bambulab das AMS in erster Linie für sein eigenes Filament entwickelt hat. In den Rollen vom Bambulab Filament befindet sich ein RFID Chip, der die Farbe und die Sorte des Filaments automatisch vom Slicer auslesen lässt.
Selbstverständlich kann man auch Dritthersteller verwenden und hat hier die Möglichkeit, Sorte und Farbe manuell einzustellen, jedoch müssen die Rollen eine bestimmte Abmessung aufweisen, damit sie im AMS problemfrei genutzt werden können. Hierzu gibt es in den einschlägigen Maker Spaces auch Adapter zum Nachdrucken um auch vollkommen unpassende Rollen verwenden zu können. Selbst einen kompletten Umbau des AMS haben einige findige Tüftler zur Verfügung gestellt um das AMS generell für andere Rollen tauglich zu machen.
Ich wünschte mir allerdings eine weitere Version des AMS von Bambulab selbst, welches für die Zukunft eine höhere Kompatibilität mit Drittherstellern bietet und zudem auch aktiv beheizt werden werden kann und so gleichzeitig auch als Filamenttrockner fungieren würde. Gerade technische Filamente wie PA benötigen eine aktive Trocknung, mindestens vor dem Druck, am Besten allerdings auch während dessen.
Die technischen Daten des X1C im Überblick


Auf der Herstellerseite gibt es weitere Informationen zum Bambulab X1C.
Der Bambulab X1C wird komplett vormontiert geliefert und die Ersteinrichtung ist unkompliziert und endete bei mir auch vollkommen frustfrei. Der ganze Vorgang nimmt etwas Zeit in Anspruch, jedoch sind anschließend keine weiteren manuellen Tätigkeiten zur Konfiguration notwendig gewesen.
Zu den weiteren Vorteilen dieses 3D Druckers gehören aus meiner Sicht ebenfalls der unkomplizierte Wechsel der Hotends. Zum Wechsel müssen lediglich zwei Schrauben hinter der mit Magneten gehaltenen Front des Druckkopfes entfernt werden. Anschlüsse für das Heizelement, Lüfter und Thermistor verstehen sich von selbst.
Bambulab liefert entweder das komplette Hotend als Baugruppe mit Heizelement, Thermistor und Lüfter in der gewünschten Düsengröße oder aber das Hotend inkl. Kühlkörper und Düse einzeln, wobei hier die anderen Komponenten weiter verwendet werden. Beide Varianten halten sich preislich, wie auch das gesamte andere Zubehör, bzw. alle anderen Ersatzteile, absolut im Rahmen. Ein komplettes Hotend als Baugruppe kostet beispielsweise knapp 30EUR. Das Hotend einzeln mit entsprechenden Düsenstärken von 0.4mm bis 0.8mm in gehärtetem Stahl kommen auf knapp die Hälfte.
Einzig die Düsenstärke von 0.2mm gibt es lediglich als Edelstahl Variante. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass man aus einer 0.2mm Düse eben kein abrasives oder mit Kohlefasern durchsetztes Filament presst und deshalb die gehärtete Variante faktisch nicht benötigt.


Weitere Ausstattungsmerkmale, die ich für erwähnenswert halte sind die eingebaute Kamera zur Drucküberwachung und der LIDAR Sensor, der genutzt werden kann um für jeden Druck die sogenannte Flow Dynamics Calibration automatisch einstellen zu lassen. Davon wird allerdings lediglich bei dem Einsatz der texturierten Druckplatte abgeraten. Da ich diese ausschließlich nutze, ist das Feature für mich entsprechend obsolet. Der P1P und auch der P1S von Bambulab besitzen diesen LIDAR Sensor auch nicht.
Der Aufbau des X1C ist stabil und die Wahl der Materialien ist hochwertig. Die Einhausung besteht über dem stabilen und gut verarbeiteten Gerüst aus Aluminium und getöntem Echtglas.
Der X1C ist demnach nicht nur ein qualitativ hochwertiger Drucker, sondern auch darüber hinaus eine Augenweide.
Als Linearwellen für die X Achse hat sich Bambu für Carbonstangen entschieden. Hier war ich anfangs skeptisch, ob die sich auch auf lange Sicht als tauglich und haltbar erweisen würden. Jetzt nach der Zeit, in der ich zwei der Bambulab X1C in Benutzung habe, weiß ich, dass diese anfängliche Skepsis unbegründet war. Die Stangen sind nahezu wartungsfrei. Bis auf eine Reinigung mit einem fusselfreien Tuch und etwas Isopropanol braucht es keine Schmierung oder anderweitige Zuwendung. Die Linearwellen aus Stahl auf der Y Achse müssen allerdings weiterhin wie gehabt ab und an revidiert werden.
Die Firmware erinnert einen auch regelmäßig an die anstehende Wartung aller notwendigen mechanischen Teile.
Der X1C hat mit einem Druckvolumen von 256 x 256 x 256mm eine ausreichende Größe um meinem Bedarf an Druckmodellen zu genügen. Selten benötige ich es größer und der Wunsch kommt manchmal auf, dass Bambulab einen Nachfolger entwickelt, der an 350mm heranreichen würde, aber das macht den X1C nicht um einen Punkt schlechter.
Die meisten meiner Druckaufträge schicke ich an die beiden X1C und ich brauchte bisher hierbei auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich auf dem Druckbett auch mal etwas Kleineres fertige. Für diesen Bedarf von wesentlich kleineren Druckmodellen, die auf einem 256mm Bett einfach fehlplatziert aussehen, hat Bambulab mir allerdings eine Lösung geliefert, die ich ebenso gerne nutze wie den X1C. Hierbei handelt es sich um den A1 Mini, der mein Portfolio sinnvoll ergänzt hat. Dazu gibt es hier einen separaten Blogeintrag.
Mittlerweile nutze ich den X1C bereits über ein Jahr und habe bisher keinerlei Probleme mit den beiden Geräten gehabt. ebenso der Ausschuss von Drucken hielt sich in Grenzen. Ursache lag in den meisten der wirklich wenigen Fälle darin, dass ich das Modell nicht sauber konstruiert oder aber das falsche Material für den Bedarf genutzt hatte. Der X1C hat seine Arbeit an diesen fehlgeschlagenen Projekten immer einwandfrei ausgeführt.


Den X1C würde ich in dieser Form immer wieder kaufen und ich bin davon überzeugt, dass es so schnell keinen Drucker anderer Hersteller gibt, der die Eigenschaften des X1C toppen kann. Manche haben das Potential ähnlich gut zu sein, aber kranken dann leider an diversen Kleinigkeiten.
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Der X1C ist auf der Herstellerseite aktuell für 1.499,00EUR zzgl. Versandkosten bestellbar.
Ebenfalls ist er bei folgenden Händlern aus DE ab Lager verfügbar:
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