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Snapmaker J1 – IDEX

Posted in 3D Drucker, Snapmaker, and Vorstellungen

Snapmaker ist eigentlich bekannt für seine multifunktionalen Maschinen. 3D Drucker, Laserengraver und Fräsmaschine in einem. Mit dem J1 hat Snapmaker einen reinen 3D Drucker auf den Markt gebracht. Allerdings handelt es sich hierbei auch wieder um eine Besonderheit in den Reihen der herkömmlichen Geräte

Den Snapmaker J1 habe ich aus eigener Motivation und aus eigenen Mitteln angeschafft. Es existiert mit Snapmaker oder einem Händler keinerlei Kooperation.

Weitere Links zu Produkten oder Onlineshops sind persönliche Empfehlungen zur Durchführung des in diesem Beitrag behandelten Projekts.

Der Snapmaker J1 ist ein sogenannter IDEX Drucker. IDEX ist die Abkürzung für „Independent Dual Extruder“, was soviel bedeutet wie zwei unabhängige Extrudereinheiten, die einzeln oder gleichzeitig genutzt werden können. Das ermöglicht einige spezielle Anwendungen, die bei einem 3D Drucker mit einem einzelnen Extruder nicht möglich sind.

Dazu gehören z. B. der Duplication Mode, bei dem zwei identische Druckaufträge gleichzeitig auf der Bauplattform gefertigt werden können. Ob es sich dabei um nur ein Druckmodell oder mehrere handelt ist dabei egal. Dies verkürzt gegenüber einem Drucker mit nur einem Extruder die Druckzeit um die Hälfte. Vorausgesetzt, man möchte auch wirklich zweimal das gleiche Druckobjekt fertigen. Weiterhin gibt es den Mirror Mode, bei dem die Druckaufträge gespiegelt angefertigt werden. Hilfreich bei Modellen, die eine Links-/Rechts Ausrichtung besitzen. Oft werden als Produkt- und Werbebilder hier Schuhe gezeigt. Das ist allerdings für mich ein eher unwirkliches Szenario für eine Anwendung eines 3D Druckers. Vielmehr könnten es eventuell Halterungen sein, die zwar modelltechnisch identisch, aber eben seitenverkehrt angebracht werden müssen.

Bei beiden Modus verringert sich allerdings bei einem IDEX Drucker die maximale Baugröße in X Richtung um mindestens die Hälfte. Beide Extruder benötigen genügend Platz um nicht während der Drucks gegeneinander zu stoßen.

Selbstverständlich kann man auch zwei unterschiedliche Filamente nutzen um je ein Modell aus z. B. PLA und das andere aus PETG gleichzeitig zu fertigen. Hierbei sollten die Materialien, zumindest was die Umgebungstemperatur und auch die Heizbetttemperatur angeht, möglichst nicht zu hohe Abweichungen in der Temperatur aufweisen. Auch die Druckgeschwindigkeit sollte für beide Materialien bei den Modus „Duplication“ und „Mirror“ nutzbar sein. Die Temperatur der Düse ist hingegen frei wählbar für jedes Filament.

Eine dritte Anwendung ist der Dualdruck. Hierbei kann entweder ein Druckmodell zweifarbig gedruckt werden, oder aber man nutzt in einem der beiden Extruder Supportmaterial für schwierige Druckmodelle, oder man druckt auch hier mit zwei unterschiedlichen Materialien, wobei für Umgebungs- und Betttemperatur die gleichen Einschränkungen gelten wie beim Dual- oder Mirrordruck.

Ich nutze den Snapmaker J1 überwiegend zur Herstellung identischer Modelle in unterschiedlichen Farben und nutze damit den Zeitvorteil.

Snapmaker J1 – die nackten Fakten

Der Snapmaker J1 gehört zu den Druckern, welche komplett montiert geliefert werden. Es sind für den ersten Betrieb nur noch wenige Handgriffe zu tätigen, die niemanden überfordern und in der mitgelieferten Anleitung genau beschrieben sind.

Leider war der Snapmaker J1 nicht von Anfang an problemlos zu benutzen, wie man es sich bei dem Namen und auch bei den Erfahrungen der anderen Geräte von Snapmaker gewünscht hätte.

Ein sehr großes Manko ist seine Bauteilkühlung und sein unruhiges Druckbild. Wenn man quer liest in den ganzen Foren und auch in der offiziellen Facebook Gruppe des J1 fällt auf, dass nicht jeder ein Problem mit dem Druckbild oder der Kühlung hat. Viele loben den J1 als hervorragenden Drucker, der aus dem Karton heraus die geforderten Ergebnisse liefert. Das glaube ich sogar, sind doch die Ansprüche an einen 3D Druck so vielfältig und idividuell wie vieles andere im Leben auch.

Mir hat die Leistung letztendlich nicht gereicht und ich musste etwas nacharbeiten.

Zunächst habe ich in einem Mod die Bauteilkühlung verändert und von dem einzelnen Lüfter auf je zwei große Radiallüfter gewechselt.

Ebenfalls habe ich die ab Werk mitgelieferte Düse gegen eine CHT Düse ausgetauscht. Es gibt weitere Umbauten, die im Internet beschrieben sind, wie z. B. eine Veränderung des Heatbreaks um die kalte von der heißen Zone des Hotends signifikanter zu trennen und so eine Verbesserung des Materialflusses zu erwirken. Diese Umbauten habe ich allerdings nicht gemacht. Mit der verbesserten Bauteilkühlung und dem simplen Austausch der Düse habe ich einen Punkt erreicht, bei dem mir die Qualität der Druckergebnisse vollkommen ausreichen.

Als Druckoberfläche des Snapmaker J1 haben sich die Ingenieure für eine strukturierte Glasplatte entschieden. Das ist aus meiner Sicht nicht mehr wirklich zeitgemäß. Ich würde es begrüßen, wenn es demnächst ein Umbaukit gäbe, welches die Glasplatte gegen eine magnetische PEI austauscht. Zumal man für die Einrichtung des J1 die Glasplatte sowieso abnehmen muss. Der J1 richtet sich anhand von Fixpunkten im Druckbett selbstständig aus.

Das ist bei einem IDEX Drucker mit die wichtigste Kalibrierung. Beide Extruder müssen exakt in X und Y Richtung ausgerichtet sein.

Ich besitze den Snapmaker J1 zweimal und beide Geräte arbeiten seit dem Umbau zuverlässig und werden von mir regelmäßig für Druckaufträge eingesetzt.

Mittlerweile gibt es eine V2 des Snapmaker J1, der als einzigen Unterschied einen zusätzlichen Bauteillüfter besitzt, der von der Rückseite des Gerätes auf die Bauplatte pustet. Ähnlich den Seitenlüftern von Bambulab und Co.

Werbung:

Er wird aktuell für knapp 1.300EUR als Snapmaker J1s verkauft.

Wer aber noch wie ich einen Snapmaker J1 der ersten Generation besitzt und ebenfalls Bedarf für eine bessere Bauteilkühlung hat, der kann das Umbaukit beim Hersteller für knapp 70EUR bestellen und seinen J1 zur V2 machen. Das wäre auch insgesamt günstiger als einen J1s zu kaufen. Dieser wird aktuell für 899EUR sozusagen verramscht. Man kann mich verbessern, aber mehr als die Rückwand mit dem Kühler und bereits montierte Acrylglasscheiben hat der J1s nicht mehr gegenüber dem J1.

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